Das ethische Gehirn

Der determinierte Wille und die eigene Verantwortung

Umschlagstext des Verlags:

Wille und Willensfreiheit sind ein heißes Thema, in der Gehirnforschung ebenso wie in der Philosophie. Wenn der Wille eine Folge biologischer Gehirnfunktionen ist und naturwissenschaftlich beschrieben werden kann, wie muss dann die Frage der ethischen Verantwortung des Einzelnen beantwortet werden?

Für Wolfgang Seidel gehört das Wollen des Menschen eindeutig zu den Funktionen seines Gehirns und ist damit auch naturwissenschaftlichen Bedingungen unterworfen einschließlich der Vorgabe von Ursache und Wirkung. Aber Seidel wehrt sich entschieden geben die Unterwerfung des menschlichen Geistes unter einen strikten Determinismus im Sinne physikalischer Mechanismen. Er erinnert daran, dass jedes einigermaßen differenzierte Gehirn mit Hilfe seiner Gedächtnisfunktion in der Lage ist, auf Grund von Erfahrung Alternativen aufzuzeigen, diese emotional zu werten und im Rahmen eigener Motivationen und Triebe zum eigenen Vorteil zu selektieren. Das menschliche Gehirn kann zudem Pläne für die Zukunft konzipieren, bei Bedarf unter kritischem Hinzuziehen des Kulturgutes der ganzen Menschheit, und kann dann unter den abstrakt evaluierten Möglichkeiten Entscheidungen treffen, alles im Rahmen einer derart "biologisch manipulierten", aber klaren Kausalität.

Seidels spannender Essay lädt ein zum Nachdenken über die Gehirnmechanismen und die menschliche Entscheidungsfähigkeit, wobei wir schließlich aufgefordert werden, über den fundamentalen Egoismus auch der menschlichen Natur nachzudenken und in Konsequenz über die Bedeutung der Ethik für die menschliche Gesellschaft und auch über die zentrale Rolle, die das Prinzip Verantwortung in unserer Welt und speziell in der Rechtsprechung spielt.

Spektrum Akademischer Verlag/Springer,Heidelberg, Frühjahr 2009

ISBN 978-3-8274-2126-5

 

 

 

 

 

 

Zu dem sehr interessanten, aber anspruchsvollen Thema habe ich einige erklärende Texte eingestellt:

1. weiter unten eine kurze Zusammenfassung (“Schlussfolgerung”) und das

2. Inhaltsverzeichnis

2. Das Vorwort aus dem Buch als Einführung (auf der nächsten Seite)

3. Das Schlusskapitel des Buches

4. eine Kurzversion der strafrechtlichen Ausführungen (übernächste Seite “Strafjustiz”)

5. Aufsatz zu juristischen Konsequenzen, die sich im Buch ergeben (Verantwortungsprinzip).

 

 

 

 

1. Schlussfolgerung aus einem Artikel, der in Kürze das wesentliche Anliegen des Buches zusammenfasst.

 

Jeder Mensch hat das Gefühl, einen freien Willen zu haben. Tatsächlich wirkt hier kein freier, sondern nur ein eigener Wille. Er vermittelt den subjektiven Eindruck von Freiheit, weil er - gegebenenfalls gegen vielerlei Hindernisse in der Umwelt – genau das anstrebt, was dem Individuum zum Vorteil gereicht. Der Mensch erlebt, dass seine Intelligenz bevorzugt das Verhalten ermöglicht, das er als gut und vorteilhaft oder als am wenigsten unzuträglich bewertet hatte, das also seinem "Willen" entspricht. Und er spürt, dass er ständig seinem unbewussten Wünschen und Wollen in Form seiner angeborenen Bedürfnisse bzw. Triebe folgt. Wenn dieses persönliche Streben erfolgreich abgeschlossen werden kann, generiert sein Belohnungssystem ein Wohlgefühl. Er realisiert, dass er jedenfalls nicht durch einen externen Determinismus in seinem Handeln vorbestimmt ist, sondern mit individuellen Gestaltungsmöglichkeiten seinen Lebensweg gehen kann.

Andererseits hätte jeder Mensch Schwierigkeiten, wenn er ein früheres Verhalten nennen sollte, in dem er nicht aufgrund irgendwelcher Ursachen gehandelt hat. Er wird nach sorgfältigem Nachdenken zugeben, dass er eigentlich noch nie einen autonomen Willen benötigt hat. Er ist ganz im Gegenteil stolz, die (ursächlichen) Argumente immer möglichst sorgfältig erwogen zu haben, oder er ärgert sich, dass ihm bei ihrem Abwägen Fehler unterlaufen sind.

Er weiß, dass er erst über ein Ziel entscheiden muss, ehe ein gerichteter Wille in Aktion treten kann. Ursache dieses aktiven Willens ist also letztlich immer die persönliche Entscheidung. In die Entscheidung kann ein fremdbestimmter Sachzwang eingehen und das folgende Verhalten zwingend direkt, also determinierend bestimmen. Sehr viel häufiger ist jedoch, dass das Gehirn selbstbestimmte Alternativen hinzuzieht, die ein individuelles Reagieren ermöglichen.

Es ist ein Charakteristikum des Lebens, der Entropie entgegenzuwirken. Die zentrale Rolle des Gehirns in der Überwindung des schicksalsmäßigen Determinismus (wie er in der Physik wirkt) habe ich auf der Ebene der Alltagspsychologie aufgezeigt, um das Prinzip nachvollziehbar zu verdeutlichen. Das Gehirn unterbricht die starre Verbindung von externer Ursache und Wirkung, indem es eigene Alternativen bereitstellt. Durch emotionale Bewertung repräsentieren diese die Erfahrung des Individuums, durch verstandesmäßiges Planen können neue zielgerechte "Ursachen" erzeugt und hinzugefügt werden. Angeborene Bedürfnisse motivieren zu persönlichkeitsgemäßen, vorteilhaften Verhaltensvarianten. Das Gehirn verrechnet sodann die vielfältigen Möglichkeiten unter Berücksichtigung von Risiko und (emotionalem) Wert in einem zweistufigen Entscheidungsprozess. Aus ihm geht der Wille hervor, der die Handlung schließlich vorantreibt.

Wir alle haben also mit gutem Grund das Gefühl, in unserem Wollen "frei" zu sein (nicht frei von Ursachen, sondern im Sinne von selbstbestimmt). Und wir weisen – ebenfalls sehr begründet – die Vorstellung bzw. Befürchtung zurück, den Kausalketten des Determinismus direkt ausgeliefert zu sein, als seien wir ein toter Gegenstand

 

 

            .

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

Vorwort 1

 

1. Argumente für und gegen den Freien Willen 12

    1.1  Zwei Beurteilungen eines Verhaltens

    1.2  In der Makrophysik wirken immer Ursachen

    1.3  Ursachen sind oft unbewusst, aber selbstverständlich

    1.4  Der Wille wird in einem mehrstufigen Prozess gebildet

    1.5  Die Kausalität beherrscht unseren Alltag

    1.6  Alles Planen in die Zukunft unterstellt die Kausalität

    1.7  Dualismus und der Freie Wille

 

 

2. Hintergründe: Gedanken und Freiheit 33

    2.1  Wir sind mitten in einer Entwicklung

    2.2  Das naturalistische Denkmodell

    2.3  Die weite Welt der Gedanken

    2.4  Dualismus

    2.5  Die Realitätstreue unserer Gedankenwelt

    2.6  Man sollte einen neuen Dualismus konzipieren

    2.7  Freiheit hat viele Aspekte

    2.8  Was können wir lernen, was wird sich ändern?

 

 

3.  Das Gehirn verarbeitet "Ursachen" 54

    3.1  Verrechnung der Signale aus dem Körper

    3.2  Der Körperzustand hat Auswirkungen

    3.3  Zwei Formen ständigen Lernens

    3.4   Dynamische Schaltungen ermöglichen das Erinnern

    3.5  Der Wille resultiert aus Entscheidungsprozessen

    3.6  Der Denkprozess und der "Vorstellungsraum"

 

4.  Individuelle Eingriffe in die Ursachenabfolge 73

    4.1  Emotionale Marker zur Bewertung der individuellen Umwelt

    4.2  Bei der Entscheidung wird "abgewogen"

    4.3  Der Egoismus wird auch noch belohnt

    4.4  Angeborene Bedürfnisse motivieren und erzeugen Wünsche

    4.5  Das Gewissen bewertet ethisch relevante Erfahrungen

    4.6  Die Ursachen intelligent sortieren und kombinieren

    4.7  Selbstkritik und der eigene Wille

    4.8  Durch Denken geeignete Ursachen schaffen

    4.9  Dem Willen stehen viele Wege offen, aber er ist nicht völlig frei

    4.10 Nutzung der Erfahrungen der Mitmenschen

    4.11 Altruismus, ethische Einstellung

 

 

5. Begründungen für das Gefühl eines Freien Willens 104

 

    5.1  Angeborene Bedürfnisse sind der Antrieb unserer Wünsche

    5.2  Das Selbstwertgefühl fördert den Eindruck von Urheberschaft

    5.3  Das Wollen als emotionaler Marker

    5.4  Rationale Begründung: Verdrängung und Umwidmung

    5.5  Die Gesellschaft fördert einen Irrtum

 

 

6. Das informierte Bewusstsein und der eigene Wille 115

 

    6.1  Die Versuche von B. Libet

    6.2  Das emotionale System hat physiologische und psychische Wirkungen

    6.3  Das Bewusstsein wird zeitnah informiert

    6.4  Nachdenken und Planen als höchste Fähigkeiten

    6.5  Das Bewusstsein und das Wollen

    6.6  Rechtzeitiges Planen ermöglicht den eigenen Willen

 

 

7.  Verantwortung und Ethik 132

    7.1  Soziales Verhalten durch Gefühl und Verstand

    7.2  Realitätsbezug und Relativität in der Ethik

    7.3  Umsetzung gesellschaftlicher Regeln im Gehirn

    7.4  Intelligenz und soziale Kompetenz

    7.5  Vermittlung ethischer Vorgaben

    7.6  Verantwortung ist die Voraussetzung für ethisches Verhalten

    7.7  Die soziologische Bedeutung der Verantwortung

    7.8  Auch das Verantwortungsgefühl wird gelehrt und gelernt

    7.9  Verantwortung und Charakterschwäche

 

 

8.  Konsequenzen: Schuld und Strafe 151

    8.1  Schuld- und Schuldausschließungsgründe

    8.2  Drei Konzepte zur Schuld

    8.3  Das "Verantwortungspostulat"

    8.4  Gleiches Strafmaß auch bei eigenem Willen

    8.5  Auch bei Fahrlässigkeit ist Verantwortung zu fordern

    8.6  Verantwortung bei Triebtätern?

    8.7  Abschreckung und die "empfindliche" Strafe

    8.8  Schuldgefühl und Reue

 

Schlussbemerkungen 173

 

 

Anhang

     182

    Literaturverzeichnis

    Glossar

    Index

 

 

 

 

 

 

 

 

Bücher  -  Bücher

Im Buch wird unter anderem ausgeführt, dass jeder Mensch das Gefühl hat, einen freien Willen zu haben. Das Wollen selbst hat auch mit Gefühl zu tun. Zunächst beruht es natürlich auf einer durch den Verstand definierten Aufgabe. Hierfür ist ein Entscheidungsprozess Voraussetzung. Aber diese Aufgabe ist verbunden mit dem emotionalen Marker, dass sie persönlich sehr wichtig ist. Vordergründig allerdings drückt Wollen eine Motivation aus. Es ist der Drang aus dem Inneren des Gehirns, diese Aufgabe erfolgreich durchzuführen. So gesehen ist das Wollen also eine gerichtete Motivation, es ist auf ein Ziel ausgerichtet. Im Wollen sind also drei Mechanismen kombiniert: Das Denken, das Gefühl (wenigstens als Bewertung) und die Motivation.

Erklärung

Prof. Dr. Wolfgang Seidel, Sindelfingen

Konzepte zur emotionalen Kompetenz

Das ethische Gehirn

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Stichworte

Viele Stichworte wurden mehrfach behandelt . Zusätzliche Informationen erhält man durch anklicken von “ X”

 

Abwägen

Alter, gefühltes

Angst

Arbeitsspeicher

angeborene Bedürfnisse; X

Automatismen

Begabung

Belohnungszentrum

Berufswahl; X

Bewertungssystem; X

Bewusstsein

Burnout-Syndrom

Burnout, Vorbeugung

Charakter

Depression; X

Determinismus

Egoismus

eigener Wille

Einstellungen; X; X

Emotionen, primäre; X

emotionale Intelligenz; X

Empathie; X

Empfindungen

Entscheidung

Erfahrung; X

Ethik

Flow

freier Wille

Führungsfehler; X

g-Faktor

Gefühlsqualität

Gehirnschäden

Gewichtung

Gewissen

Innere Emigration; X

Intelligenz; X; X

Intelligenz, interpersonale

Körpergefühl

Kompetenz, X; X

Kommunikation

Lebensqualität; X

Lernen; X

Marker, emotionale; X

Marshmallow-Test

Menschenkenntnis

Motivation, gerichtete; X

Motivation, ungerichtete

multiple Intelligenz

Optimismus; X; X

Persönlichkeit

Reflex

Selbstbeherrschung; X; X; X

Selbstkritik

Selbstwertgefühl

Soziale Kompetenz; X

Soziopsychologie

soziale Stile

Spiegelzellen; X

Stimmung; X; X

Stress; X

Subjektivität, X; X

Sympathie

Teamfähigkeit; X

Temperament; X

Verantwortung; X; X

Verhalten ändern; X

Weltbild, inneres

Willensbildung

Wohlbefinden

Inhaltsverzeichnis

 

Home - Willkommen

 

1.Emotionspsychologie

1.1    Emotionen

1.1.1    emotionale Intelligenz

1.2    emot. Kompetenz

1.2.1     Referat zur Kompetenz

1.3   Motivationen

1.3.1    Modulation

1.3.2    Charakter

1.4   Temperamente

 

2 Psychologie-Themen

2.1   Intelligenz

2.2  Odptimismus und Gewissen

 

3 Vorträge aktuell

3.0  Videos von Vorträgen

3.1   Burnout

3.1.1   Bo.Info

3.2   Lebensqualität

3.3   Chancen durch Emotionen

3.4   Team und Führung

3.5   Freiheit wozu

3.6   freier Wille

3.7   Intelligenz

3.8   Lehrerseminar

3.9   Personalentwicklung

3.10  medizinische Berufe

3.10.1   Empfehlung

3.11  Sozialpädagogik

 

4 Vortrags-Planung

4.1   Das richtige Programm

 

5 Meine Bücher

5.1    Der Ratgeber

5.1.1    Inhaltsangabe

5.1.2    Pressespiegel

5.2   Krankenhaus

5.2.1   Inhaltsverzeichnis

5.2.2    Vorwort

5.2.3    Schlussbetrachtung

5.3   ethisches Gehirn

5.3.1    Leseprobe

5.3.2   Strafjustiz

5.4   Burnout

5.4.1    Schlusskapitel

5.4.2   Burnout Leseproben

5.5   Der informierte Patient

5.5.1      Textproben

 

6 Literaturempfehlung

 

7 Kontakt

7.1   Impressum

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