Konzepte zur emotionalen Kompetenz

Prof. Dr. Wolfgang Seidel, Sindelfingen

Burnout

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Inhaltsverzeichnis

 

Home - Willkommen

 

1.Emotionspsychologie

1.1    Emotionen

1.1.1    emotionale Intelligenz

1.2    emot. Kompetenz

1.2.1     Referat zur Kompetenz

1.3   Motivationen

1.3.1    Modulation

1.3.2    Charakter

1.4   Temperamente

 

2 Psychologie-Themen

2.1   Intelligenz

2.2  Odptimismus und Gewissen

 

3 Vorträge aktuell

3.0  Videos von Vorträgen

3.1   Burnout

3.1.1   Bo.Info

3.2   Lebensqualität

3.3   Chancen durch Emotionen

3.4   Team und Führung

3.5   Freiheit wozu

3.6   freier Wille

3.7   Intelligenz

3.8   Lehrerseminar

3.9   Personalentwicklung

3.10  medizinische Berufe

3.10.1   Empfehlung

3.11  Sozialpädagogik

 

4 Vortrags-Planung

4.1   Das richtige Programm

 

5 Meine Bücher

5.1    Der Ratgeber

5.1.1    Inhaltsangabe

5.1.2    Pressespiegel

5.2   Krankenhaus

5.2.1   Inhaltsverzeichnis

5.2.2    Vorwort

5.2.3    Schlussbetrachtung

5.3   ethisches Gehirn

5.3.1    Leseprobe

5.3.2   Strafjustiz

5.4   Burnout

5.4.1    Schlusskapitel

5.4.2   Burnout Leseproben

5.5   Der informierte Patient

5.5.1      Textproben

 

6 Literaturempfehlung

 

7 Kontakt

7.1   Impressum

Stichworte

Viele Stichworte wurden mehrfach behandelt . Zusätzliche Informationen erhält man durch anklicken von “ X”

 

Abwägen

Alter, gefühltes

Angst

Arbeitsspeicher

angeborene Bedürfnisse; X

Automatismen

Begabung

Belohnungszentrum

Berufswahl; X

Bewertungssystem; X

Bewusstsein

Burnout-Syndrom

Burnout, Vorbeugung

Charakter

Depression; X

Determinismus

Egoismus

eigener Wille

Einstellungen; X; X

Emotionen, primäre; X

emotionale Intelligenz; X

Empathie; X

Empfindungen

Entscheidung

Erfahrung; X

Ethik

Flow

freier Wille

Führungsfehler; X

g-Faktor

Gefühlsqualität

Gehirnschäden

Gewichtung

Gewissen

Innere Emigration; X

Intelligenz; X; X

Intelligenz, interpersonale

Körpergefühl

Kompetenz, X; X

Kommunikation

Lebensqualität; X

Lernen; X

Marker, emotionale; X

Marshmallow-Test

Menschenkenntnis

Motivation, gerichtete; X

Motivation, ungerichtete

multiple Intelligenz

Optimismus; X; X

Persönlichkeit

Reflex

Selbstbeherrschung; X; X; X

Selbstkritik

Selbstwertgefühl

Soziale Kompetenz; X

Soziopsychologie

soziale Stile

Spiegelzellen; X

Stimmung; X; X

Stress; X

Subjektivität, X; X

Sympathie

Teamfähigkeit; X

Temperament; X

Verantwortung; X; X

Verhalten ändern; X

Weltbild, inneres

Willensbildung

Wohlbefinden

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Vorträge  -  Handouts

    Burnout

Burnout ist ein Phänomen unserer Zivilisation, weit verbreitet in den Industrienationen, vornehmlich in den Großstädten, bedrohlich schnell an Häufigkeit zunehmend. Bis zu 10% der arbeitenden Bevölkerung sollen betroffen sein. Bei verantwortlicher Arbeit in Schulen oder Krankenhäusern wurden dreimal höhere Gefährdungen registriert.

Der Prozess umfasst immer mehrere Funktionen des Gehirns, erzeugt also weit mehr als nur Erschöpfung oder Ermüdung. Stress ist eine entscheidende Ursache, aber ab einem nicht sehr späten Stadium bilden sich psychische Teufelskreise und bedingen fast schicksalsmäßig die weitere Verschlimmerung. Medizinisch gesehen wird der Prozess ab einer gewissen Intensität zur Vorstufe der Depression, also einer sehr schweren Gemütskrankheit. Sie führt in einem hohen Prozentsatz zur Erwerbslosigkeit und Frühberentung. Schon die Vorstufen sind also sehr ernst zu nehmen.

Je besser man den Prozess versteht, desto besser kann man vorbeugen. Aber auch die Vorbeugungsmaßnahmen wirken nur nachhaltig, wenn man sie sachgerecht einsetzt. Das muss individuell geschehen, denn das menschliche Gehirn wie auch unsere Lebensumstände sind viel zu kompliziert, als dass ein paar gutgemeinte Ratschläge jedem helfen könnten. Im Vorfeld ist jeder für sich selbst verantwortlich, aber auch die Führungspersönlichkeit für ihre Nachgeordneten.

Ich habe viel Zeit aufgewendet, die Zusammenhänge zu durchdenken. Möglichst viel davon  möchte ich in meinen Vorträgen eindringlich vermitteln.

Als interessante Ergänzung sollten Sie im Folgenden lesen

    1)  ein Handout mit den wichtigsten Aussagen meines Vortrags

    2)  Grafiken aus dem Vortrag  “Burnout verstehen und vermeiden”

      Dort fingen sSie auch den Link zu einem sehr informativen Test Video

       

    Auf der nächsten Seite finden Sie dann noch weitere Informationen aus Vorträgen.

    3.)  Es gibt ein Test-Video von einem typischen Vortrag zum Thema.

 

 

             

             

 

1.  Handout mit den wichtigsten Aussagen zum Thema Burnout

 

 

Grundsätzliches, das man aus dem Vortrag mitnehmen sollte:

  • Burnout ist keine eigene Erkrankung, sondern ein Vorstadium der Depression und damit das weichenstellende Stadium einer sehr schweren, ärztlich zu betreuenden und oft nicht endgültig heilbaren Krankheit.
  • Der Berufsstress ist oft ein entscheidender Faktor, aber noch öfter ist wohl eine soziokulturelle psychische Belastung die eigentliche Ursache.
  • Etwa 10 % der erwerbsfähigen Bundesbürger meinen, schon durch einen Burnout-Prozess betroffen zu sein. Es kommen immer mehr hinzu, fast jeden könnte es noch treffen.
  • Fast jede Form von psychischer Belastung kann den Prozess auslösen, und fast jede Persönlichkeitsstruktur kann dann unter unglücklichen Bedingungen aus dem Gleichgewicht geraten.
  • Das Verstehen der beteiligten Psychomechanismen führt zu wirksamen Vorsorgemöglichkeiten. Sie können schon den Beginn des Prozesses vermeiden.
  • Gegenstrategien (in einem Betrieb) müssen – wo nötig – zur Beseitigung grober Stressursachen führen. Sie sollten sich aber dann darauf konzentrieren, den Einzelnen bei seiner Schwachstellenanalyse und Vorsorge zu unterstützen. Das garantiert weiterhin effektive Arbeitsprozesse bei niedrigem Krankenstand.
  • Der Einzelne profitiert 1.) von menschlicher Wärme im menschlichen Umfeld, 2.) von Fragebogen-gestützter Benennung der eigenen Schwachstellen und 3.) gezielter Änderung von gefährdenden Verhaltensweisen.
  • Viele Vorsorgestrategien müssen mit Willensstärke eingeübt werden und sollten daher tunlichst von einem Freund / Kollegen / Coach begleitet werden, bis sie Routine geworden sind. Erfolgskontrollen sind vorzusehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

             

 

2.  Grafiken zum Vortrag “Burnout, die Gefahr kennen”

Die wichtigen Grafiken, die aber im Vortrag alle animiert und erklärt werden.

Der Vortrag dauert etwa 60 Min., meist danach lange Diskussion

 

Sie können alle diese Grafiken in der Reihenfolge der Vortrags und von mir kommentiert als Video anschauen. Das Video dauert etwa 1 Stunde. Sie können es jederzeit anhalten un erneut aufrufen. Es ist bei YouTube hinterlegt.

   

Sie können das Video hier öffnen, sollten aber beachten, das es keine Profi-Aufnahme während des realen Vortrags, sondern nur eine vorhergehened Testversion zur Bestimmung der Vortragslänge war und somit technische Mängel hat. Lesen Sie evt. die Erklärungen dazu im Kapitel

 

 Burnout-Testvideo

 

 

 

 

 

 

 

Zusammenfassung eines Vortrags:

Auswahl der wichtigen Grafiken und kurze Erklärungen

Eckpunkte: Es handelt sich um ein Phänomen, das besonders in Großstädten, aber nicht nur in Industrieländern schnell zunimmt. Die Definition “Burnout“ ist als Krankheit noch nicht anerkannt, ambulante Maßnahmen werden von den Krankenkassen bezahlt. Ohne Gegenmaßnahmen wird immer wieder Krankenhausbehandlung als schwere Depression nötig. Sie ist die häufigste Erkrankung in der Psychiatrie. Die große Vielfalt lässt mindestens drei unterscheidbare Verläufe vermuten. Ursächlich wirksame Persönlichkeitsfaktoren wurden nur in ausgewählten Kollektiven (z. B. Lehrern) wahrscheinlich gemacht.

 

 

Abb. 1.2: Persönlichkeitsverfall und Leistungsabnahme beim Burnout-Prozess. Synopse der Symptome, üblicher Verlauf über viele Jahre. Es sind nur wichtige Meilensteine der Symptomatik aufgeführt. Sie sind nicht alle obligatorisch, ihre Reihenfolge kann im Einzelfall unterschiedlich sein. Der Verlauf wird häufig in Phasen eingeteilt. Sie können unterschiedlich lang sein. Die offensichtlichen Persönlichkeitsveränderungen im rot hinterlegten unteren Teil der Abb. entsprechen Symptomen einer depressiven Episode.

 

 

Abb. 1.3: Verlaufsformen beim Burnout-Phänomen: Sie Symptomatik kann rapide oder wellenförmig über lange Zeiträume zunehmen, gleich schwer oder lange gering sein. Charakteristisch gegenüber einfacher Ermüdung oder Erschöpfung ist die gleichzeitige Veränderung in mehreren Hirnfunktionen: von den im Kasten rechts oben aufgeführten Bereichen sollten etwa die Hälfte betroffen sein.

 

 

Abb. 1.6: Erholung durch Stressvermeidung und/oder Therapie: Im oberen (“Burnout“-) Bereich kommt es meistens nach 6 bis 12 Wochen Sanatorium zur vollständigen Normalisierung. Schwere Depression andererseits (unterer Bereich der Grafik) kann stationäre Behandlung als Depression nötig sein. Von diesen Patienten muss ein Drittel wegen Erwerbsunfähigkeit schließlich frühberentet werden.

 

 

2.1: Primäre (externe) Stressursachen treffen das Gehirn. Der Versuch, die alle zu vermeiden oder auszuschalten wäre unrealistisch. Im Einzelfall muss ermittelt werden, wo Vermeidungsstrategien sinnvoll sind. Das gilt für die Prophylaxe und die Nachsorge nach Behandlungen gleichermaßen. In späteren Stadien sind allerdings Einzelmaßnahmen nicht mehr wirksam.

 

 

Abb. 2.2: Psychische Stressoren und Verlaufsformen der Stressantwort: Links Beispiele wichtiger psychischer Belastungen, die Stress erzeugen können. Tritt die Belastung nur akut, also plötzlich und kurzfristig auf (rechts oben „akut“), wird sie vom emotionalen System mit Alarmierung des Körpers beantwortet, z. B. durch die Ausschüttung von Katecholaminen wie Adrenalin, die ja auch bei körperlicher Belastung eine Rolle spielen. Sofern die Belastung nicht übermäßig stark ist, kann man sie mit einem Training vergleichen (sog. "Eustress"). Wirkt die psychische Belastung aber immer wieder ein, kumulieren die Kortikoide wegen langer Halbwertzeit. Sie können schwere Nebenwirkungen haben (z.B. Beeinträchtigung der Infektabwehr, Bildung von Blutgerinnseln) und so zum Ausbruch einer Erkrankung beitragen. Unabhängig davon reagieren die Stressoren im Gehirn selbst mit vielen Psychomechanismen. Psychische Fehlsteuerungen und körperliche Krankheitssymptome (somatoformes Kranksein) sind Anlass für viele Arztbesuche und Fehltage

 

Abb. 2.3: Ängste können durch äußere oder innere Ursachen entstehen.

 

 

Abb. 2.5: Einfluss von Angst auf die Leistung eines Menschen: Durch Erzeugung leichter Angst (Drohungen, Abhängigkeiten) wird fast überall im Leben mit Erfolg versucht, die Leistung Abhängiger zu steigern. Um Fehler bei mittelstarker Angst gering zu halten, müssen bei entsprechender Gefährdung geeignete (“gefühlskalte“) Personen ausgewählt werden. Nicht nur starke Angst kann viele Gehirnfunktionen behindern oder lähmen. Durch große Wut kann man “blind“, also ohne noch denken zu können, losschlagen, durch große Trauer zu keinen vernünftigen Gedanken in der Lage sein.

 

 

Abb. 2.8: Verhaltensänderungen zur Vorbeugung von Burnout-Prozessen: Nur einige Beispiele für Faktoren, die man prophylaktisch ausschalten kann. Alle gleichzeitig angehen zu wollen, führt nicht zum Erfolg. In jedem individuellen Fall muss man vorab die wichtigsten Schwachpunkte ermitteln und gezielt angehen. Das gilt nicht nur für vom Burnout-Prozess Betroffene. Auch (noch?) Gesunde können vorbeugen. Siehe zum konkreten Vorgehen unten Abb. 4.5.

 

 

Abb. 3.2: Stationen der psychischen Informationsverarbeitung: Das “innere Referenzsystem“ umfasst die persönlichen Erfahrungen in intellektmäßiger und emotionaler Hinsicht. Sie sind wandelbar, aber charakteristisch. Die Selbstkritik benutzt sie als Maßstab (“Soll“) für das eigene Handeln wie auch für Ereignisse oder Zustände der Umwelt. Von den Ergebnissen des „Ist-Soll“- Vergleichs hängt direkt das Selbstwertgefühl und mit ihm die psychische Energie ab. Im Selbstwertgefühl kann man das Kraft- und Aktivitätszentrum der Persönlichkeit sehen.

 

 

Abb. 3.3: Fehlsteuerungen in der psychischen Informationsverarbeitungen können in die Depression führen. Selbstzweifel führen zu Unsicherheit. Da diese wiederum die Selbstzweifel erhöht, kann sich hieraus ein Teufelskreis bilden, der auch ohne weiteren Stress in die erlernte Hilflosigkeit und letztlich in die Depression führt.

 

 

Abb. 3.4: In der Vorbeugung von Burnout sollten Selbstzweifel bekämpft werden. Das Gespräch mit einem Freund oder Coach ist meistens hilfreich.

 

 

Abb. 3.6: Enge Koppelung von Stimmung und ungerichteter Motivation: Die Alltagserfahrung zeigt, dass gute Stimmung direkt mit Lust zu Aktivität und schlechte Stimmung mit Unlust zusammenhängt. Jeder nutzt sie zahlreichen Möglichkeiten zur Stimmungsaufhellung. Größere Bedeutung für den Kampf gegen Burnout hat allerdings der Ausschluss möglichst vieler Faktoren, die die Stimmung beeinträchtigen.

 

 

Abb. 3.8: Hohe Bedeutung von Stimmung und Motivation in der Phase der Funktionsausfälle. Niedrigste Werte beider Funktionen sind auch bei ausgeprägter Depression typisch.

 

 

Abb. 3.9: Auszug aus den 130 Symptomen, die Buri aus der Literatur des Burnout-Phänomens entnommen hat, hier für die Phase der Funktionsstörungen. Sie wird offensichtlich von Beeinträchtigungen der Motivation und der Stimmung entscheidend dominiert. Diese beiden Störungen sind aber im weiteren Verlauf die Hauptsymptome der Depression. Spätestens in diesem Stadium des Prozesses, das für die Umwelt wie auch für den Betroffenen durchaus zu erkennen ist, sollten alle Alarmlampen angehen: Hilfe ist dringend notwendig, um einen sonst sehr gefährlichen Verlauf noch zu unterbrechen.

 

 

Abb. 3.11:  Im Zusammenhang mit einer Handlung kann die Stimmung auf verschiedene Weise beeinflusst werden. Schon während der Planung kann Hoffnung oder Vorfreude aufkommen. Für manche Aktivität kann die Freude, die während der Ausführung entsteht, eigentlicher Zweck der Handlung sein. Genugtuung kommt bei erfolgreicher Durchführung einer triebbedingten Handlung auf, die der Psychologe dann als Gratifikation bezeichnet. Viele dieser Mechanismen finden sich auch bei Tieren, zum Beispiel bei Instinkthandlungen wie dem Füttern der Jungen. Ãœbrigens kann die Stimmung auch steigen, weil man Freude gemacht kriegt .

Abb. 3.12: Zum Wohlbefinden tragen chemische Prozesse im Gehirn (Ausschüttung von Gewebshormonen wie Dopamin) ganz wesentlich bei. Sie stammen aus “Belohnungszentren“, die vermutlich meistens durch “Ist-Soll-Verrechnungen“ in den neuronalen Netzen zur Ausschüttung angeregt werden.

 

 

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Abb. 4.3: Strategien zum Abbau oder der Vermeidung von Stress. In hektischen Reaktionen kann man den Überblick wiedergewinnen, wenn man mit einfachen Techniken aus dem Bereich der Meditation Spannung abbaut und so z.B. in hitzigen Debatten den Überblick wiedergewinnt. Alles Time-Management kann nicht verhindern, dass man abends mit der Arbeit nicht fertig geworden ist. Aber wer sich echt bemüht hat, kann sich auf das Geleistete konzentrieren und sich daran freuen. Die Wirkungen von chronischem Stress kann man vermeiden, indem man z.B. Erregende oder bedrückende Ereignisse schriftlich aufarbeitet, möglichst noch am gleichen Tag. Emotionsstau muss man erkennen lernen, um ihn durch sorgfältige Reflektion abzubauen. Annahmen über den Ausgang eigener Aktivitäten kann man ergebnisorientiert steuern.

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Abb. 4.4: Verhalten ändern durch gezieltes Automatisieren: In der oberen Hälfte der Grafik wird geschildert, dass eine Person durch regelmäßiges Aufarbeiten der E-Mails in der Frühstückspause eine große Zahl von entsprechenden Erinnerungen (Engrammen) im Gehirn angehäuft hat. Das Gehirn hat daraus als Mittelwert eine Gewohnheit generiert. Wenn man diese durch eine neue Gewohnheit ablösen bzw. überspielen will (“in der Pause abschalten!“), muss man einen größeren Stapel aktueller Engramme bilden, wie in der unteren Hälfte angedeutet wird.

 

 

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Abb. 4.5: Durch konsequentes Lernen kann man eine neue Angewohnheit schaffen. Der “Stapel“ neuer Engramme muss größer bzw. eindrucksvoller sein als der des auszulöschenden Verhaltens. Durch gedankliches Nacharbeiten des Verhaltens morgens und abends kann man die Zahl der Erinnerungen an optimales Verhalten mehren. Dennoch wird man etwa 3 Monate für eine Verhaltensänderung benötigen, wenn sie nicht sehr eindrucksvolle Erlebnisse verstärkt wird. Ein Coach ist meist nicht zu entbehren.

 

 

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Abb. 4.8: Chronischer Stress kann psychosomatische Erkrankungen auslösen (vergleiche Abb. 2.2 oben rechts). Ursache ist der hohe Cortisonspiegel, der durch Aufsummieren vieler kleiner Dosen des lange im Blut verweilenden Hormons bei häufig wiederkehrenden oder langen Belastungen zustande kommt. Zum Beispiel können dann Bakterien oder Viren, die im Körper “schlummern“, weil die normale Abwehr sie kontrollieren kann, sich vermehren und krank machen. Bei Verkalkung der Wände enger Blutgefäße kann plötzlich ein Blutgerinnsel entstehen und das Gefäß verschließen.

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Abb. 4.8: Die pathogenetische Rolle von psychischem Stress beim Herzinfarkt: Der Herzinfarkt kann mehrere Ursachen haben (multifaktorielle Genese). Die Bedeutung des psychischen Stresses ergab sich aus Untersuchungen zum Zweitinfarkt: Patienten, die nach dem ersten Infarkt ausführliche schriftliche Erörterungen zu aktuellen Sorgen und Nöten verfasst hatten, erlitten nur halb so oft einen Reinfarkt wie ganz normale Postinfarkt-Betreuung genossen hatten.

 

 

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Abb. 4.9: Schriftliche Aufarbeitung von schwelenden psychischen Konflikten. Schriftlich kann man Problemkonstellationen besonders präzise und vollständig analysieren. Dies trägt offenbar wesentlich zur Abschwächung oder Auflösung der Konflikte bei. Wenn die Verursachung eines Herzinfarktes damit entscheidend gehemmt werden kann, sollte dies noch mehr für die (offensichtlich psychische) Genese der Depression gelten. Man könnte von einer Do-it-yourself-Psychoanalyse sprechen.

 

 

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Abb. 4.11: Allen Begriffe und Erinnerungen, die irgendeine Bedeutung für das Individuum haben, werden emotionale Marker (Damasio) beigefügt. Diese kennzeichnen den Gedankeninhalt als angenehm oder unangenehm, vorteilhaft oder nachteilig, erwünscht oder abzulehnen. Alle derartigen Gedanken sind damit subjektiv gefärbt entsprechend der bisherigen Erfahrung des Individuums. Das gilt dann auch für seine Handlungsplanungen. Wichtig für die Vermeidung von Problemen beim Burnout-Prozess ist nun, dass man diese Marker verändern kann, wenn man die zugrunde liegenden Gefühle überdenkt und korrigiert.

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Abb. 4.13: Die wichtigsten der erwähnten Strategien, mit denen man dem Burnout-Prozess vorbeugen oder begegnen kann. Ihrer Anwendung sollte eine individuelle Schwachpunktanalyse vorausgehen. Auch der Gesunde kann sein Gehirn entlasten: psychische Hygiene.

 

 

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Abb. 5.1: Soziologische Veränderungen im letzten halben Jahrhundert, Argument 1 nach Baumann (In Anlehnung an: Z. Bauman (2010)“Wir Lebenskünstler“): Die schöne heile Welt ist durch die 68er “Sozialrevolution“ wie auch durch die Globalisierung flexibler und damit unsicherer geworden, politisch, wirtschaftlich und in der charakterlichen Haltung vieler Menschen. Der Psychostress wird dadurch grundsätzlich verstärkt. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Soziale Isolierung ist eine unterschwellige psychische Belastung.

 

 

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Abb. 5.2: Soziologische Veränderungen im letzten halben Jahrhundert, Argument 2 nach Baumann: Der Rat zur individuellen Lebensführung ist auch eine Art der Ideologie: Man kann sich ihr kaum entziehen, wenn sie von den Medien und der Umwelt propagiert wird. Aber dieser Rat taugt nicht für alle Menschen in gleicher Weise. Nicht jeder möchte aus seiner schützenden sozialen Umgebung „befreit“ werden.

 

 

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Abb. 5.3: Soziologische Veränderungen im letzten halben Jahrhundert, Argument 3 nach Baumann: Selbstverwirklichung ist eine subtile Form des Egoismus. Sie wird ideologieartig als Errungenschaft der Moderne propagiert. Unter ihr können aber die Agierenden vereinsamen und z. B. Familienangehörige, besonders Kinder leiden und zu aggressivem Verhalten getrieben werden. Der Fortschritt bedeutet einen zusätzlichen Psychostress.

 

 

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Abb. 5.4: Der psychosoziale Stress unabhängig vom Beruf ist für manche Menschen eine stark fordernde Belastung. Mit ihr begibt er sich in die dann zusätzliche Belastung eines Berufs. Gegenwärtig kommen so etwa 10% der Berufstätigen an den Rand ihrer psychischen Belastbarkeit, laufen Gefahr, in den Burnout-Prozess hineingetrieben zu werden.

 

 

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Abb. 5.5: Das Burnout-Phänomen aus der Warte der Evolutionspsychologie. Sie untersucht im wesentlichen die vererbbaren Funktionen der Psychologie, und welche Gemeinsamkeiten dort zwischen Tier und Mensch bestehen. Dabei beeindruckt zum Beispiel die Erkenntnis, dass ein Tier nur wenig dazulernen muss, wenn es in seine Umwelt hineingeboren wird (etwa ein Reh in den Wald). Der Mensch dagegen muss (etwa in der Umwelt einer Wohnung im 8ten Stock eines Hauses in der Großstadt) 18 Jahre ständig lernen, um einigermaßen erfolgreich leben zu können. Für Milliarden Einzelheiten benötigt er ein extrem aufnahmefähiges Gehirn.

 

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Nochmal zur Wiederholung eine Zusammenstellung der wichtigsten Aussagen des Vortrags.

 

 

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Zahlreiche weitere Vorbeugungsmöglichkeiten gegen Burnout und verständliche Erklärungen der zugrunde liegenden psychologischen Zusammenhänge finden Sie in diesem Buch oder auf meiner Homepage.

Falls Sie an einem Vortrag interessiert sind, können Sie direkt anrufen:

07031-812244

 

 

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Hinweis

Der Endpunkt “Depression” ist nicht sehr häufig, aber sehr gravierend. Die Zahl der stationären Behandlungen hat sich in 10 Jahren verdoppelt. Von den im Krankenhaus behandelten Patienten werden mehr als ein Drittel nicht mehr erwerbsfähig, sondern gehen in die Frühberentung.

Hinweis

Wenn weniger als 10% der Mitarbeiter eines Betriebes gefährdet sind, Opfer des Burnout-Prozesses zu werden, ist es nicht gerecht-fertigt, den Produktionsprozess ihretwegen abzuwandeln.  Wichtig ist vielmehr, bei den Mitarbeitern rechtzeitig etwaige Persönlichkeitsveränderungen zu erkennen und ihnen zu helfen.

Ãœberlegung

Für Ärzte: Die Therapieerfolge bei der Depression sind schlecht, etwa 40% der stationär Behandelten werden nicht wieder erwerbsfähig. Im Lichte neuer Forschungsergebnisse muss man diskutieren, ob hier nicht epigenetische Mechanismen beteiligt sind. Hinweise gibt es bereits. In diesem Falle wäre tatsächlich wenig Aussicht auf Erfolg mit herkömmlichen Behandlungs-methoden. Umso wichtiger ist die Prophylaxe des ganzen Prozesses.

Hinweis

Zum Thema Depression werden im weiteren Verlauf dieser Bildfolge noch mehr Hinweise gegeben.

Hinweis

Es wird vermutet, dass durch somatoforme Erkrankungen in den Betrieben mehr Fehltage und damit höhere Kosten verursacht werden als durch den Burnout-Prozess. Beide können durch die gleichen Stressoren verursacht werden und finden sich oft gleichzeitig. Somatoforme Erkrankungen finden nur im Gehirn statt, verursachen also keine Organschäden und reagieren auch nicht auf demgemäße Therapien.

Hinweis

Das “innere Weltbild” ist der Ort unserer Einstellungen. Jeder hat zu allen Dingen und Ereignissen seiner Umwelt irgendwie eine Einstellung gebildet, wenn er eine gewisse Erfahrung damit hatte oder darüber nachgedacht hat, evt. auch durch Mitwirkung der Medien. Jeder hat seine Einstellung zu “den Lehrern” “den Politikern”, zu Vegetariern oder zur Naturheilkunde.

Hinweis

Auch Prof Hell, der langjährige Direktor des Psychiatrischen Kantonsspitals in Zürich, ist der Ansicht, dass es eine sehr enge Verbindung zwischen Stimmung und ungerichteter Motivation gibt. Bei der Depression brachte ihm seine lanjährige Erfahrung als Arzt den Eindruck, dass sich etwas in der Psyche “verhakt”, dass man dann entweder die Motivation, die ja ganz daniederliegt, oder die Stimmung, die auch auf dem Nullpunkt ist, mobilisieren muss, ehe überhaupt ein Fortschritt in der Therapie zu erzielen ist.

Erklärung

Wenn neues Verhalten in entsprechender Weise wie in nebenstehender Abb. konditioniert, also gelehrt bzw.  gelernt wird, kommt es nach jüngsten Untersuchungen zu “epigenetischen” Veränderungen. Darunter versteht man, dass chemische Veränderungen (Methylierungen) an einzelnen Genen erzeugt werden. Sie werden nach Ausbleiben des erzeugenden Reizes nur sehr langsam wieder abgebaut. Das konditionierte Verhalten (auch die Depression?) kann also sehr lange erhalten bleiben.

Hinweis

Verhalten zu ändern erfordert also gewaltige Willensstärke und geschickte Organisation, insbesondere aber Zeit. Mehr als zwei Programme sollte man sich nicht pro Vierteljahr vornehmen. Jeder kann sich ableiten, dass Lehrsprüche oder wohlgemeintes Zureden genauso wenig helfen wie gute Vorsätze an Silvester oder Wochenendseminare.